Samstag, 8. November 2014

Meine ganz persönlichen Top Ten der wichtigsten Bassisten, Teil 1: Jack Bruce und Sting

Untenrum frei

Am Mittwoch ist Jack Bruce beigesetzt worden. Er war, wie die geschätzten Leser dieser Zeilen natürlich wissen, Mitbegründer und Bassist der legendären Band Cream. Weniger bekannt dürfte sein, dass er auch maßgeblichen Einfluss auf meine Entscheidung hatte Bass zu spielen.

Es ist ja schon seltsam, welche scheinbar nebensächlichen Erinnerungsschnipsel sich beharrlich im Speicher festsetzen, während andere, "große" Ereignisse in der Erinnerung schnell verblassen. Ein solches kleines Bild in meinem Kopf ist, wie ich mit dem Hund meiner Eltern an der Leine an einer Schafweide vorbei spazierend, einem Walkman in der Jackentasche und uncoolen Bügelkopfhörern auf den Ohren den Song "Badge" von Cream höre und mir dabei vorstelle, ich sei der Bassist.




Eigentlich mochte und mag ich Bruces typischen Basssound zu Cream-Zeiten gar nicht mal so gerne - Ein Gibson-Bass mit kurzer Mensur und Humbuckern über eine Marshall-Anlage... Mulmig und dröhnend kommt das auf den alten Aufnahmen rüber. Ich empfehle da eher die Aufnahme des Reunion-Konzerts in der Royal Albert Hall. Auch ein Gibson-Bass, aber über eine klar klingende Hartke-Anlage und natürlich mit moderner Technik blitzsauber aufgenommen.

Was mich an Bruce faszinierte, war der sehr freie spielerische Ansatz. Er konkurrierte mit Clapton um den Rang des Solisten in der Band; er spielte, was er wollte. Das gab mir das Gefühl, dass man sich auf dem Bass besser selbst verwirklichen kann als auf der Gitarre, wo es schon so viele Klischees und Erwartungen gibt, dass man dem nur sehr schwer noch etwas Neues hinzufügen kann.


Moonwalk mit Fender


Ein weiterer wichtiger Einfluss war Sting. Ich lernte das Bassspiel durch Mitspielen zu Police-Platten - zuerst auf einer Fender-Kopie von Hohner, dann auf einem echten 79 Preci. (Die Geschichte muss ich auch demnächst mal erzählen.)

"Walking on the Moon" war der erste Song, den ich mitspielen konnte. Eine tolle Erfahrung: Mit nur vier Noten kann man fast einen ganzen Song originalgetreu begleiten. Man braucht Rhythmusgefühl, Hornhaut an den Fingerkuppen (kommt mit der Zeit) und ein bisschen Kraft in den Händen (kommt auch mit der Zeit), der Rest ergibt sich. Man macht sich nicht gerade kaputt, es ist keine sportliche                
Höchstleistung, und dennoch spielt man exakt dasselbe wie der Meister auf CD. Also kann man Bass spielen, oder?

Gut, das kommt natürlich auf den eigenen Anspruch und auf die Musik an, die man machen möchte. Für den Bass gilt: It takes a week to learn, but a lifetime to master. Also optimale Bedingungen für dauerhafte Motivation.

Sting schätze ich, weil er das ist, was ich einen kompletten Musiker nenne. Er singt, spielt Gitarre, Laute und was weiß ich noch alles. Er koproduziert seine Platten, er ist offen für neue Einflüsse. Und natürlich ist er ein (gelegentlich) einfallsreicher Komponist und ein guter Bandleader, der immer beeindruckende Mitmusiker am Start hat. Er kontrolliert, wie er einmal selbst sagte, mit seinem Gesang die oberen Register und mit dem Bass die tiefen. So hat kann er eine Band hervorragend lenken.

Wer an musikalischen Schaffensprozessen interessiert ist, dem empfehle ich die Konzert-DVD "All this Time". Sie enthält eine Doku über die Proben und Vorbereitungen zu dem Konzert.



Ähnlich geartet ist der Bonusfilm zur Platte "If on a Winters Night".
Das ist der ultimative Wunschtraum: In eine Villa in der Toskana  "ein paar Freunde" einladen, die zufällig Topmusiker sind, und dann eine oder mehrere Wochen lang nur auf Musik fokussiert sein. Jammen auf Profiniveau im eigenen Wohnzimmer. Wär das was?


Okay, das war mal mein erster Post, weitere folgen bald. Flea wird zum Beispiel dabei sein, aber auch die Jazzfans werden sich freuen. Bis demnächst dann!